Ein Emmer auf weltweiter Mission
Im Auftrag der Wildtiere
Die Verbindung von Naturschutz mit Foto- und Filmproduktionen: Diese Aufgabe ist für den Emmer Roman Willi gleichermassen Herzensangelegenheit wie Berufung. Mit Makrofotografie und Dokumentarfilmen sensibilisiert er Menschen auf der ganzen Welt erfolgreich dafür, wie wichtig es ist, die Lebensräume der kleinen und grossen Wildtiere zu schützen.
Autorin: Patricia Binggeli

Der Emmer Roman Willi produzierte in Costa Rica zusammen mit einer Umweltschutzorganisation einen Dokumentarfilm über Klammeraffen. (Bild: zvg)
Ein Dschungel auf der Halbinsel Osa in Costa Rica. Klettern lernen, Nahrung suchen, kommunizieren, sich Raubtieren stellen und schwierige Entscheidungen treffen: Die Herausforderungen, denen sich Kalu während seines Heranwachsens stellen muss, sind gross. Das Klammeraffenbaby ist der Protagonist im Film «Kalu – Growing Up Wild». Die eindrückliche Dokumentation zeigt die Widerstandsfähigkeit und Schönheit der unberührten Natur und unterstreicht gleichzeitig die Notwendigkeit, diese Lebensräume für zukünftige Generationen zu schützen. Die Aufnahmen der Doku, welche zurzeit an Filmfestivals auf der ganzen Welt gezeigt wird, stammen vom Emmer Roman Willi.
Aufgewachsen in Emmen
Gross geworden und erneut wohnhaft in Emmen, hat sich Willis Interesse an der Natur und seine Faszination für Krabbeltiere schon in seiner frühesten Kindheit abgezeichnet. «Ich habe schon immer einen grossen Teil meiner Freizeit darin investiert, die Natur und insbesondere Insekten zu entdecken, zu beobachten, fotografisch festzuhalten und so viel wie möglich über sie zu erfahren.» Zu Hause und in den Ferien im Ausland hat er seine Leidenschaft entdeckt und ist dieser mit der Kamera des Vaters unermüdlich gefolgt. In Eigeninitiative hat er sein Können hinter der Linse nach und nach perfektioniert.
Bis heute strebt der 30-Jährige danach, einzigartige, nie zuvor gesehene Verhaltensweisen von Tieren einzufangen. Dazu setzt er die Technik der Makrofotografie ein, nach welcher die Tiere sehr gross und detailliert erscheinen. «Ich glaube, dass diese Art von Bildern wichtig ist, um das Bewusstsein für die Erhaltung der Tierwelt zu schärfen», sagt Willi. Er hoffe darauf, dass sich die Menschen an seine Bilder und die damit verbundene Botschaft erinnern, wenn sie sich in der Natur bewegen oder auf Insekten treffen. «Die faszinierenden Spinnen und Insekten werden absolut zu Unrecht von vielen Menschen gehasst oder gar getötet.» Sie seien für unser Ökosystem unverzichtbar. Dieses Bewusstsein möchte Willi mit seinen Bildern den Leuten näherbringen.
«Bilder wie meine zeigen auf, weshalb ein Lebensraum schützenswert ist – das ist sehr wichtig.»
Roman Willi

Diese niedliche Wildbiene (Zwergharzbiene) misst lediglich 6 bis 7 Millimeter, ist wegen ihrer Bestäubungsleistung jedoch wichtig für unser Ökosystem. (Bild: Roman Willi)
Ausgezeichnet in London
Meilensteine seiner bisherigen Karriere bilden die Auszeichnungen im Rahmen des «Wildlife Photographer of the Year», mit welchen Roman Willi in den Jahren 2020 und 2022 prämiert wurde. Für den begehrten Preis, welcher jährlich vom Natural History Museum in London vergeben wird, werden Bilder aus der ganzen Welt eingereicht. Mit der Auszeichnung «Highly Commended» schaffte es jeweils ein Foto des Emmer Naturschützers unter die 100 besten aus 39 000 Bildern.
Viel Geduld und auch etwas Glück steckt hinter dem 2022 prämierten Foto. Es ist Roman Willi gelungen, mit seiner Kamera in Luzern eine bisher noch nie dokumentierte Situation festzuhalten: zwei Speispinnen während der Paarung. Diese wirbellosen Tiere sind winzig klein und leben versteckt. «Es fasziniert mich, dass ich mit meiner Arbeit festhalten und den Menschen zeigen kann, was von blossem Auge nicht möglich ist», erzählt Willi und ergänzt, dass ihm die Auszeichnung des renommierten Hauses viel bedeute, weil es ihn gewissermassen in dieser Mission bestätige. Gerne denkt er an die Preisverleihung von 2022 zurück: «In London auf meine Vorbilder zu treffen und mit diesen persönlich in Kontakt zu treten, war ein unvergessliches Erlebnis, und ich fühle mich sehr geehrt, dass diese sogar mein Bild kannten.»
Die Auszeichnung ist nicht nur gut für seine Reputation, sondern helfe auch, die Öffentlichkeit für die fragilen Tiere zu sensibilisieren. «Das Bild wird auf der ganzen Welt an verschiedenen Orten ausgestellt und von sehr vielen Menschen gesehen», freut sich Willi und ergänzt: «Bilder wie meine zeigen auf, weshalb ein Lebensraum schützenswert ist – das ist sehr wichtig.»

Dieses Ereignis wurde noch nie zuvor dokumentiert: Zwei Speispinnen bei der Paarung. (Bild: Roman Willi)
Erfolgreich auf der ganzen Welt
Neben seinem Engagement als Fotograf hat sich Roman Willi ein zweites Standbein als Filmemacher aufgebaut. Er hat Multimedia Production studiert und arbeitet an Dokumentarfilmen im In- und Ausland mit. Aus der langjährigen Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation BioSur Foundation in Costa Rica ist das Projekt des Dokumentarfilms über den Klammeraffen Kalu entstanden. «Das ist mein bisher grösstes Filmprojekt, und das Netzwerk der Spezialisten, die sich hier zusammengefunden haben, ist bemerkenswert», so Willi.
Die Erzählstimme im Film stammt vom renommierten BBC-Sprecher und Entomologen (Insektenforscher) George McGavin. «Ich bin mega stolz auf das Ergebnis und glaube, dass wir damit wirklich etwas bewirken können», freut sich Willi. Kalu hat bereits an einigen Filmfestivals Preise erhalten. Emmerinnen und Emmer brauchen indes keine weiten Wege zu gehen: Am 20. Oktober 2023 wird Roman Willi die Dokumentation «Kalu – Growing Up Wild» im Rahmen der Kulturnacht in der Viscosistadt in Emmenbrücke zeigen und persönlich vor Ort sein.

Sind sie nicht süss? Makrofotografie ermöglicht es, den Menschen die schützenswerten Lebensräume von Insekten zu zeigen – hier der Goldglänzende Rosenkäfer Cetonia Aurata. (Bild: Roman Willi)
Inspiration für den Naturschutz
Aktuell befindet sich Roman Willi in der Postproduktion eines Dokumentarfilms über Schornsteinwespen, Insekten und Spinnen in der Schweiz. «Auch hierzulande leidet die Biodiversität zunehmend an Habitatverlust und unter den Pestiziden», weiss der Emmer und ist bestrebt, mit seinem Schaffen auch in der Schweiz Zuschauerinnen und Zuschauer zu inspirieren, selber für den Naturschutz aktiv zu werden. Deshalb freue er sich besonders darauf, dass eine Auswahl seiner Bilder, die im In- und Ausland entstanden sind, vom 30. September bis am 29. Oktober 2023 in der Kunstplattform Akku in Emmenbrücke ausgestellt werden.
Roman Willis Werke bewundern
Ausstellung in der Kunstplattform Akku, vom 30. September bis 29. Oktober 2023
Dokumentarfilm «Kalu – Growing Up Wild», Kulturnacht Viscosistadt, 20. Oktober 2023