Kunst des Teamplays

Fussball verbindet

Auf dem Fussballplatz der Schule Meierhöfli kann man regelmässig laute und emotionale Kinder beim Fussball beobachten. Unter der Leitung von Christian Krattiger und Luisa Pfefferle lernen Schülerinnen und Schüler die Kunst des Teamplays. Eine Herausforderung, die sich lohnt.

Autorin: Annette Rüedi

Selbstbeherrschung üben und über den Dialog Konflikte lösen sind wichtige Aspekte des Fussballprojekts im Schulhaus Meierhöfli. (Bilder: zvg)

Seit einigen Jahren ist Christian Krattiger Schulsozialarbeiter im «Meierhöfli». Die Kinder kennen ihn und wissen, dass sie mit ihm das Gespräch suchen können. Der Schulsozialarbeiter unterstützt die Kinder bei ihren grossen und kleinen Nöten.

Aber nicht nur Einzelberatungen stehen auf der Tagesordnung. Oft wird Christian Krattiger von der Lehrperson beigezogen, um mit der ganzen Klasse an einem Thema zu arbeiten. Das kann bei wiederkehrenden Streitereien sein oder wenn sich die Integration eines Kindes in eine Gruppe als schwierig erweist. Vor ein paar Jahren begann Christian Krattiger, mit einer Klasse einmal wöchentlich draussen Fussball zu spielen. Daraus entstand das «Fussballprojekt.»

Spass, Freude und Zusammenhalt

Der Anstoss zu diesem Projekt waren die Beobachtungen von Christian Krattiger. «Wenn ich einer Klasse beim Fussballspielen zuschaue, beobachte ich, dass die Jungs sehr dominant sind. Diejenigen, welche in einem Fussballverein spielen, sind extrem auf das Gewinnen fixiert. Sie nehmen das Spiel sehr ernst. Die Mädchen hingegen halten sich oft zurück und sind schnell gelangweilt und frustriert, da immer die Gleichen den Ball haben und sie nicht miteinbezogen werden.» Aus diesen Beobachtungen heraus entstand der Wunsch, an der Gruppendynamik zu arbeiten und dem Spiel eine neue Qualität zu geben, wobei sich alle Mitspieler wohlfühlen.

«Ich fand es nicht so gut, wenn es viele Streitereien gab. Mir gefällt aber, dass die Mädchen mitspielen und wir ein Team sind. Die Gruppenbildung war für mich nicht immer fair. Ich habe gelernt, wie man im Team arbeiten muss und dass es Spass machen kann.»

Johan

Dem Schulsozialarbeiter ist es wichtig aufzuzeigen, dass ein faires Fussballspiel Spass macht und keine Beziehungen darunter leiden müssen. Luisa Pfefferle, Praktikantin der Schulsozialarbeit, unterstützt dieses Ziel: «Es geht um Spass, feuert euch gegenseitig an, haltet zusammen.» Dazu gehört auch, Emotionen zu kontrollieren, mit Frustration umzugehen, Selbstbeherrschung zu üben und über den Dialog Konflikte zu lösen. Das Fussballprojekt unterstützt das Miteinander in einer Gruppe und fördert den Zusammenhalt.

«Mir hat das Fussballprojekt sehr viel Spass gemacht. Ich habe als Torwart viele Schüsse gehalten. Einzig das Elfmeterschiessen war schwierig. Ich habe gelernt, dass keiner es schafft, alleine durchzudribbeln.»

Enis

Konflikte sehen und entschärfen

Eine Fussballlektion hat immer einen zielgerichteten Aufbau. Die Klasse lernt, zwei gleich starke Gruppen zu bilden, die dann gegeneinander spielen. Im darauffolgenden Match zeigen sich die vielen Emotionen der Kinder. Die entstehenden Konflikte werden thematisiert und Lösungswege werden aufgezeigt. Von Christian Krattiger wird eine gute Anleitung und Führung gefordert. Um Frust vorzubeugen, muss er das Spiel gut beobachten, die Zügel eng halten und als Schiedsrichter sehr präsent sein.

Am Schluss der Lektion trifft sich die ganze Klasse wieder im Kreis für eine Feedback-Runde. Wie war das Spiel? Wie wurden die Gruppen gemacht? Hier staunt der Schulsozialarbeiter, welch tolle Feedbacks die Kinder einander geben. Die Lehrperson begleitet stets diesen Prozess. Sie kann als Beobachter auf emotional aufgeladene Lernende eingehen.

«Grundsätzlich war es toll, manchmal endete der Nachmittag aber auch mit Frust. Wenn wir als Team spielten, fand ich es toll. Ich habe gelernt, dass wir miteinander spielen müssen.»

Badursa

Es geht nicht ums Gewinnen, sondern um das Zusammenspiel.

In Feedback-Runden wird das Spiel rekapituliert.

Positive Veränderungen

Hier berichtet der Schulsozialarbeiter davon, dass Mädchen und Jungs mit der Zeit besser miteinander klarkommen. Man sieht, dass das Projekt Früchte trägt und sich positiv auf die Gruppenbildung auswirkt. Die Interventionen des Schiedsrichters werden weniger. Es ist spannend zu beobachten, wie viele Mädchen selbstbewusster werden und beginnen, an sich zu glauben und zu kämpfen. «Die Mädchen merken, dass sie sich nicht verstecken müssen und das Spiel mitgestalten können», meint Luisa Pfefferle.

Die Jungs im Gegenzug lernen, ihre Emotionen im Zaum zu halten. Nebst all den sozialen Aspekten machen die Schülerinnen und Schüler durch das regelmässige Training auch koordinative und technische Fortschritte. Aus Sicht des Schulsozialarbeiters bringt die lange Begleitung viele positive Erfahrungen. Die Kinder fassen Vertrauen zu ihm und können vielleicht später einmal diese gute Beziehung nutzen.

«Es war nicht immer leicht. Das Problem lag an uns allen, weil die Jungs nicht oft Pässe gespielt haben und die Mädchen zu wenig dafür machten. Ich habe gelernt, dass es nur ein Spiel ist und keine Weltmeisterschaft. Wir sollten immer im Team spielen.»

Alisa

Gefällt dir dieser Artikel? Teile ihn mit Freunden: