Zweiter Wahlgang
Vier Kandidaten wollen es nochmals wissen
Bei der Ersatzwahl für ein Mitglied des Emmer Gemeinderates erreichte im ersten Wahlgang keiner der fünf Kandidaten das absolute Mehr. Der Entscheid wird somit auf den zweiten Wahlgang vom 12. März 2023 vertagt, zu dem vier der fünf Kandidaten nochmals antreten.Welches ist dein Favorit?
Autor: Philipp Bucher

Von links: Andreas Roos (Die Mitte), Reto Bieri (SVP), Vital Burger (Forum Emmen) und Raphael Beck (Emmen am See) treten zum zweiten Wahlgang an. (Bild: Gemeinde Emmen)
Die Eingabefrist für den zweiten Wahlgang ist am 1. Dezember 2022 um 12 Uhr abgelaufen. Mit Andreas Roos (Die Mitte), Reto Bieri (SVP), Raphael Beck (Emmen am See) und Vital Burger (Forum Emmen) treten vier der fünf Kandidaten aus dem ersten Wahlgang für die zweite Runde nochmals an. Einzig Marco Huwiler (Grüne) hat seine Kandidatur um den freiwerdenden Sitz in der Emmer Exekutive zurückgezogen.
Nötig ist der zweite Wahlgang, weil keiner der Aspiranten im ersten Wahlgang das absolute Mehr erreicht hat. Im zweiten Wahlgang entscheidet das einfache Mehr, d.h. es ist jener Kandidat gewählt, der die meisten Stimmen erhält.
Hier stellen die fünf Aspiranten sich und ihre Werte und Überzeugungen gleich selber vor. Was zeichnet sie aus? Wo setzen sie ihre Schwerpunkte? Wohin soll sich Emmen entwickeln? Und letztlich: Wer vermag die Emmer Stimmbevölkerung von sich zu überzeugen? Der zweite Wahlgang findet am 12. März 2023 statt.
Nötig wurde die Ersatzwahl, nachdem der amtierende Gemeinderat und Direktor Bau und Umwelt Josef Schmidli seinen Rücktritt per 31. Januar 2023 bekanntgegeben hat.
Die Beiträge wurden von den Kandidaten verfasst. Die Reihenfolge der Kandidatenporträts korrespondiert mit dem Eingabedatum ihrer Kandidatur.










Andreas Roos
*1967 | Senior Fachspezialist Sicherheit Infrastruktur SBB | Die Mitte Emmen
Weshalb sollte die Emmer Stimmbevölkerung für dich votieren? Erstens weil ich ein sicherer Wert bin. Wer mit mir zu tun hat, weiss, wie der Roos tickt und dass er verlässlich ist. Das gilt überall, wo ich mich engagiere. In der Politik, in Vereinen, in OKs, in der Kirchgemeinde. Zweitens weil ich führungsstark bin. Im Beruf führe ich Teams und leite Prozessabläufe. Drittens weil ich mittendrin in der Emmer Politik bin. Als Einwohnerrat seit 2011 und als Fraktionschef bin ich mit allen laufenden Dossiers vertraut.
Was zeichnet dich aus? Wo setzt du deine Schwerpunkte? Meine Begeisterung für Emmen! Wir dürfen in einer vielfältigen und spannenden Gemeinde leben. Ich bin durch und durch Emmer. Das soll man in der politischen Arbeit spüren. Ich will mein Departement – welches es auch immer sein wird – kompakt führen und gute Prozessabläufe ermöglichen. Ich bin ein offener Typ. Ich habe meine Überzeugungen, nehme aber andere Standpunkte ernst. Verschiedene Anträge und Vorstösse sind Beweise für meine Fähigkeit, über die Parteigrenzen hinaus zu wirken.
Wohin soll sich die Gemeinde Emmen entwickeln? Es ist für unsere Generation eine grosse Chance, dass wir Emmen mit seiner reichen Industriegeschichte in die Moderne transformieren können. Gerne helfe ich mit, dass sich Emmen zu einer selbstbewussten Gemeinde neben der Stadt Luzern wandelt. Mein Emmen steht für die Balance zwischen dörflicher Heimat und urbanem Lebensgefühl, die Heimat bietet und offen für neue Ansprüche der künftigen Generationen ist.
Wofür setzt du dich ein? Für die Bürgerinnen und die Bürger. Der Gemeinderat ist für die Bevölkerung da und nicht umgekehrt. Der Gemeinderat leistet solide strategische Arbeit und in der Verwaltung überwinden wir das Silodenken. Ich setze mich für das Gewerbe ein – ohne Wirtschaft kein Wohlstand. Wichtig sind mir wohnliche Quartiere, ein dosiertes Wachstum, vitale Vereine und wir als Gemeinde zeigen klimapolitisch Kante.

Reto Bieri
*1980 | Spartenleiter | SVP
Für die Wählerschaft will ich Verantwortung übernehmen. Die Öffentlichkeitsarbeit lag mir dabei schon immer am Herzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Bevölkerungsteile im Gestaltungsrahmen unserer Gemeinde mit eingebunden sind. Für ein Miteinander erscheint mir dies als elementar.
Als Vater von zwei schulpflichtigen Kindern, als Quartiervereinspräsident und als Mensch mit einem stets offenen Ohr kann ich die unterschiedlichsten Interessen vertreten. Um einen schnellen Einstieg ins Amt zu finden, ist mein politischer Werdegang sicher von Vorteil. Die Erfahrungen aus der Bau- und Verkehrskommission, als Fraktionschef und vor allem als Einwohnerratspräsident prägen mich bis heute. Zudem ist bestimmt meine Führungserfahrung sowie mein persönlich hohes Mass an Frustrationstoleranz hilfreich.
Ich erachte es als zentral, dass sich unsere Gemeinde zukunftsorientiert und zum Vorteil aller entwickelt. Sie soll als eigenständige und selbstbewusste Agglomeration wahrgenommen werden und sich als attraktiver Wohn- und Arbeitsort etablieren.
Mit den Ergebnissen der neuen Ortsplanung, bei welcher auch die Bevölkerung ein Mitspracherecht hatte, haben wir das richtige Instrument zur Entwicklung von Emmen in der Hand. Die Stärkung des urbanen Zentrums, aber auch der Charaktererhalt der Wohngebiete sind wichtige Bestandteile dieser Strategie. Bei der Umsetzung verantwortungsbewusst mit den Ressourcen umzugehen, ist für mich Pflicht.
Als Gemeinderat kann ich mitsteuern, aktiv mitgestalten und vor allem mit den Menschen in unserer Gemeinde kommunizieren. Harmonie zu schaffen zwischen urbaner Gebietsentwicklung und gewerbefreundlichen Zonen, scheint mir bedeutsam. Mein Leitsatz dazu lautet: «Die Politik muss es zum Ziel haben, das Leben der Menschen in Emmen einfacher zu machen.»

Raphael Beck
*1978 | Belebungsgestalter | Bewegung Emmen am See
Wir alle, Erwachsene und Kinder, sind dazu aufgerufen zu träumen – ja, wir haben die Verpflichtung zur Fantasie!
Ich bin Vater von drei Kindern, Freigeist, Macher und parteilos. Ich habe ein lebhaftes Vorstellungsvermögen und kann meine Gedanken und Visionen in die Realität umsetzen. Seit über zehn Jahren lebe und wirke ich in Emmen. Mein Wirken bewegt und belebt die Gemeinde Emmen gesellschaftlich, politisch und räumlich. Der Themenspielplatz Emmen und die Kinderbaustelle Hämmerplatz sind zwei meiner liebsten Emmen-Projekte, die ich zusammen mit anderen Menschen verwirklichen durfte: Der Themenspielplatz ist ein Begegnungsort für Jung und Alt geworden und der Hämmerplatz bringt nicht nur Kinder- und Erwachsenenaugen zum Leuchten, sondern hat sich in kurzer Zeit auch in der Volksschule Emmen etabliert. Diese beiden Orte sprühen vor Leben! Sie sind für viele Menschen zu Lieblingsorten geworden und haben dazu beigetragen, Emmen zu einem lebendigeren Ort zu machen. Mir persönlich haben sie einen offenen Geist bewahrt, mir den Zugang zu einem grossen Netzwerk geöffnet und mich ins Innere der Gemeinde blicken lassen: Sie sind auch der Grundstein für die Vision «Emmen am See». Ich erlebe, dass wenn eine Gruppe Menschen zusammen an einer Vision arbeitet, diese auch Wirklichkeit wird. Und dass die Politik dabei keine kleine Rolle spielt.
Darum: Emmen braucht eine Vision und mehr Bewegung! Findest du auch? Dann wähle die Bewegung Emmen am See mit mir als ihr Vertreter in den Gemeinderat!
Emmen am See ist anders als gewohnt und gegen nichts und niemanden. Emmen am See bedeutet Bewegung und Belebung unserer Wirtschaft, Kunst und Kultur. Bei einer Wahl als Gemeinderat werde ich mich für diese Werte und die Ziele von Emmen am See einsetzen.
«Wie wEmmer läbe?» Wähle!

Marco Huwiler
Verzichtet auf eine Kandidatur im zweiten Wahlgang
*1993 | Raumplaner ETH / Immobilienentwickler | Grüne Emmen
Unser Emmen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Diese Entwicklung hat Emmen bisher jedoch noch keinen Segen gebracht. Im Gegenteil, es stehen uns neue Herausforderungen, insbesondere im Verkehr und im Schulraum, bevor. Wir müssen Emmens Entwicklung nachhaltig steuern, damit auch Emmens Finanzen langfristig positiv werden. Durch einen Schnellzughalt und eine Steigerung der Verfügbarkeit von Flächen für Industrie, Gewerbe, Kreative und Start-ups soll das Wachstum der Arbeitsplätze deutlich stärker ausfallen als jenes der Einwohner*innen. Gleichzeitig müssen Emmens Qualitäten erhalten und bezahlbarer Wohnraum für Emmer*innen bestehen bleiben. Diese Gratwanderung erfordert viel Empathie und Fingerspitzengefühl. Über diese Fähigkeiten verfüge ich als gebürtiger Emmer und langjähriges Mitglied der Ortsplanungskommission.
Beim Amt für Raumentwicklung des Kantons Zürich konnte ich unter anderem die prosperierenden Städte Uster und Wetzikon in ihrer Raumplanung und bei Baugesuchen unterstützen. Diese Erfahrung konnte ich seither in der Immobilienentwicklung für grössere und kleinere Projekte einsetzen und um Themen wie Baukostenoptimierung und die Sichtweise von Investor*innen ergänzen. In den Bereichen Bau und Raumplanung bringe ich breitgefächerte Erfahrung, Netzwerk und Wissen aus Sicht der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verwaltung mit, mit welchen ich den Emmer Gemeinderat unabhängig und kompetent ergänzen kann.
Über zwölf Jahre habe ich mich in der Jubla St. Maria als Leiter für Kinder und Jugendliche eingesetzt. Mit demselben Herzblut möchte ich mich in Zukunft aus Sicht eines jungen Emmers für die Gemeinde einsetzen und daher: Unser Emmen – deine Wahl.

Vital Burger
*1964 | Ökonom | Forum Emmen (parteilos)
Die CKW-Mutter Axpo hat sich wieder einmal (wie schon vor rund 15 Jahren bei ihrer Tochter EGL) im Ausland verspekuliert und muss aktuell vom Bund mit 3000 Mio. Franken gerettet werden. Gleichzeitig hat sie gegenüber dem Vorjahr mehr als doppelt so viel Strom ins Ausland exportiert. Strom, der uns jetzt offenbar fehlt. Während die CKW 2011 bei einem Umsatz von 936 Mio. 19,5 Mio. Franken in Form von Dividenden der Zürcher Axpo zahlte, überwies sie 2020 bei einem viel kleineren Umsatz von 855 Mio. 92,5 Mio Franken, also mehr als 4-mal so viel wie 2011, an ihre Mutter Axpo. Die Innerschweizer Strom-Kuh wird gemolken, solange es geht. Investiert wird nur wenig in die Zukunft (noch immer stehen Masten aus dem Jahr 1930 in Emmen, die schon 3-mal abgeschrieben wurden oder anders gesagt, die wir schon 3-mal abbezahlt haben).
Für die Bürger von Emmen, die Industrie und das Gewerbe wäre es viel wichtiger, wenn vor Ort Produktionskapazitäten aufgebaut würden, statt mit diesen Gewinnen an der Strombörse zu (ver)spekulieren. Wie beim Wasser, das wir vor gut 18 Jahren dank des Forums Emmen vor privaten Spekulationsgelüsten sichern konnten, so müssen wir das Stromnetz in Emmen von der CKW (Axpo) zurücknehmen und eigene Produktionskapazitäten aufbauen. Dass es sehr gut geht, zeigen die Kantonalwerke von Nid- und Obwalden, die eine vergleichbare Bevölkerungszahl wie Emmen aufweisen, aber sehr viel weniger Strom verbrauchen. Nur mit einem eigenen Stromnetz und eigener Produktion können wir die für diesen Winter zu erwarteten Stromunterbrüche in Zukunft vermeiden.
Können wir Emmer beim Strom genauso langfristig und strategisch denken wie beim Wasser?
Gerne helfe ich dabei.