Neo-Gemeinderat Andreas Roos
«Ich mag es nicht, wenn Projekte im Nirgendwo versanden»
Er galt als Kronfavorit und wurde dieser Rolle mehr als gerecht: Am 12. Juni 2023 nimmt Andreas Roos seine Tätigkeit als neu gewähltes Gemeinderatsmitglied auf. Im Vorfeld verrät uns der Die Mitte-Politiker, worauf es ihm beim Start in der Verwaltung ankommt, wo er Emmens grösste Herausforderung ortet und weshalb er gerne in die 1980er-Jahre zurückreisen würde.
Autor: Philipp Bucher

Den neuen Arbeitsplatz im Rücken: Andreas Roos, neugewählter Emmer Gemeinderat, vor dem Verwaltungsgebäude. (Bild: pbu)
Am Ende war es eine klare Sache. Mit einem komfortablen Vorsprung von über 1200 Stimmen auf den Nächstplatzierten wird Andreas Roos am 12. März 2023 in den Emmer Gemeinderat gewählt, wo er ab 12. Juni 2023 der Direktion Bau und Umwelt vorstehen wird. Roos beerbt damit seinen Parteikollegen und Amtsvorgänger Josef Schmidli, der zum Jahresauftakt als Exekutiv-Mitglied zurückgetreten ist.
«Ich bin durch und durch Emmer», sagt Roos über sich selbst, «und das soll man in der politischen Arbeit spüren.» Sein Emmen stehe für die Balance zwischen dörflicher Heimat und urbanem Lebensgefühl, die Heimat bietet und offen für neue Ansprüche der künftigen Generationen ist. Der Neo-Gemeinderat wolle seine Direktion kompakt führen und gute Prozessabläufe ermöglichen. Was es dazu braucht, weshalb ihm ein lebendiges Vereinsleben am Herzen liegt und was Lebensqualität für Andreas Roos bedeutet, erzählt er im Interview.
Andreas Roos, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihren Amtsantritt am 12. Juni 2023?
Ich verspüre vor allem eine grosse Vorfreude. Der Wahlkampf war lange und intensiv, umso mehr freue ich mich, dass der Amtsantritt nun in greifbare Nähe rückt. Ich bin voller Tatendrang und -kraft, freue mich auf die Zusammenarbeit im Team, fühle aber auch eine gewisse Demut und gehe diese anspruchsvolle Aufgabe mit Respekt an.
Wie meinen Sie das?
Mir ist bewusst, dass es nur im Miteinander funktionieren kann. Zunächst wird es für mich deshalb wichtig sein, die Strukturen, Prozesse und Abläufe in der Verwaltung zu erfassen und mich mit den Leuten und ihren Bedürfnissen vertraut zu machen. Entsprechend ist für mich eine offene Kommunikation wesentlich. Dies bildet die Basis für mein Wirken.
Wie wird sich dieses Wirken in der Verwaltung bemerkbar machen?
Ich bin eine lösungs- und prozessorientierte Person und mag es nicht, wenn Projekte im Nirgendwo versanden. Wenn etwas nicht wunschgemäss funktioniert, gilt es, die Stolperstellen genau zu analysieren und den Prozess zu optimieren. Ich kann gut zuhören und würde mich als Macher bezeichnen. Wichtig ist mir, dass es vorwärtsgeht. Das ist kein Votum für blinden Aktionismus, sondern für ein agiles, lösungsorientiertes und gut begleitetes Vorwärtsgehen, das durchaus auf Hindernisse stossen darf.
«Mich beeindrucken Personen, von denen man behaupten würde, dass sie es im Griff haben.»
Was macht Sie zu einem guten Gemeinderat?
Nebst meinem lösungsorientierten Denken und Handeln verfüge ich über eine gute Menschenkenntnis und habe ein Gespür dafür, was die Leute brauchen und wollen. Ich bin in Emmen verwurzelt, weiss die Werte der Gemeinde zu schätzen und setze mich gerne und mit vielfältigem Engagement für das Gemeinwohl ein: Jodelklub, Schwingen, Weihnachtsmarkt, Seifenkistenrennen, 1.-August-Feier und vieles mehr. Dadurch bin ich nahe bei den Menschen und weiss, wo ihnen der Schuh drückt. Ausserdem kommt mir für das Amt als Gemeinderat sicher zugute, dass ich mittlerweile seit über 20 Jahren politisch aktiv und entsprechend bestens mit den zugehörigen Gepflogenheiten vertraut bin.
Haben Sie politische Vorbilder?
Bewundert habe ich immer Adolf Ogi und seinen direkten Draht zur Bevölkerung. Auch hege ich grossen Respekt für den Urner Politiker Franz Steinegger, der bei den Unwetterkatastrophen Ende der 1970er und 80er Jahre ein unglaublich umsichtiges, überlegtes und lösungsorientiertes Handeln an den Tag legte. Mich beeindrucken Personen, von denen man behaupten würde, dass sie es im Griff haben.
Eines Ihrer Wahlversprechen lautet, dass Sie sich für vitale Vereine einsetzen möchten. Wie ist das zu verstehen?
Ein vitaler Verein ist für mich ein Verein, der lebt. Vereine, die sich für die Jugendförderung einsetzen und für ihre Vereinskultur leben, sollen wo nötig und möglich unterstützt werden. Jeder Verein macht etwas für die Öffentlichkeit, egal ob Guggenmusik, Samariterverein oder Quartierverein. Das muss honoriert werden, etwa indem ihnen Proberäume günstiger angeboten werden. Ich sehe dies als Zeichen der Wertschätzung dafür, was sie für das Gemeinwohl leisten. Ohne Vereine würde die Gesellschaft verarmen, sie bringen Leben in die Kommune und Quartiere und leisten einen wichtigen Beitrag zur Integration.
Welches sind aktuell die grössten Herausforderungen für Emmen?
Die finanzielle Lage bleibt eine Herausforderung. Emmen ist stark gewachsen in der vergangenen Zeit, was grossen Druck auf die Gemeindeinfrastruktur ausübt und dringende Investitionen zum Beispiel in den Schulraum verlangt. Auch das Verwaltungsgebäude bedarf dringend einer Sanierung – auch und vor allem in energetischer Hinsicht. Diesem unbestrittenen Entwicklungsbedarf steht ein angespannter Finanzhaushalt gegenüber. Diese beiden Aspekte in einer guten Balance zu halten, ist eine grosse Herausforderung.
«Mich reizt schon länger die Vorstellung, auf einer Alp eine Besenbeiz zu führen.»
Wenn eine Person aus der fernen Zukunft Sie besuchen würde, was würden Sie von ihr wissen wollen?
Global betrachtet würde mich interessieren, ob die Menschheit dann doch irgendwann zur Einsicht gekommen ist, dass Krieg niemals eine Lösung sein kann. Haben wir dazugelernt? Herrscht in Zukunft Weltfrieden? Auf die Gemeinde Emmen bezogen würde ich wissen wollen, ob der Autobahnabschnitt mitten durchs Gemeindegebiet endlich verschwunden ist. Und wie es um die Entwicklung leiser Flugzeuge steht.
Wenn Sie eine Zeitmaschine besässen, in welches Jahr würden Sie reisen?
Ich würde wahrscheinlich nicht in die Zukunft reisen. Und wenn ich in die Vergangenheit reisen könnte, dann würde ich die vom Aufschwung geprägten 1980er anpeilen, weil dich diese Zeit und mit ihr das damalige Lebensgefühl ziemlich toll in Erinnerung habe. Ausserdem gefiel mir die damalige Musik halt schon viel besser als heute.
Haben Sie ein besonderes Talent?
Es gibt vieles, das ich gerne mache, würde hier aber statt von Talent eher von Stärken sprechen. Ich bin ein leidenschaftlicher und nach meinem Dafürhalten auch ein guter Organisator. Oftmals wird mir attestiert, ein guter Politiker zu sein. Zudem kann ich Menschen gut einschätzen und mich auf mein Bauchgefühl verlassen.
Was ist für Sie Lebensqualität?
Wenn ich mich nachts sorgenfrei ins Bett legen kann. Dazu trägt etwa bei: Eine intakte Familie, keine Angst vor kriegerischen Angriffen und verheerenden Naturkatastrophen, sozialer Frieden und keine finanziellen Sorgen.
Was wollten Sie immer schon tun, schieben es aber ständig auf?
Mich reizt schon länger die Vorstellung, auf einer Alp eine Besenbeiz zu führen. Ich bin gerne in der Natur und schlüpfe ebenso gerne in die Rolle des Gastgebers. Ausserdem mag ich es zu kochen.
Zur Person
Andreas Roos (*1967) ist bis zu seinem Amtsantritt in der Emmer Exekutive als Senior Fachspezialist Sicherheit Infrastruktur bei der SBB tätig. Seit 2011 sitzt der gelernte Maurer im Emmer Einwohnerrat und seit 2022 leitet er die Fraktion der Mitte Emmen. Der verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder lebt seit 1995 in Emmen, wo er sich seit Jahren im Jodlerklub Maiglöggli und im Kirchenparlament engagiert.