Viel Herz für das Gemeinwohl
Emmer Original wird 90 Jahre alt
Am 15. Februar 2023 feierte er seinen 90. Geburtstag. Zufrieden und vollgepackt mit Lebenserfahrung blickt Walter Odermatt auf sein Leben zurück. Mehr als 60 Jahre hat sich das Emmer Original mit viel Herz und Freude für das hiesige Gemeinwohl eingesetzt und tut dies bis heute.
Autorin: Jeannine Cirinesi

Walter Odermatt in seinem Wohnzimmer vor dem Lieblingsbild seiner Ehefrau Rosemarie Odermatt. «Die Herdschwand ist mein Lieblingsort in Emmen», sagt der 90-Jährige. (Bild: jci)
Aktiv und lebendig sei er bis heute geblieben, meint Rosemarie Odermatt über ihren Ehegatten: «Er ist immer etwas am Anreissen oder Machen», sagt sie, während sie uns ins heimische Wohnzimmer bittet. Von Müdigkeit und Ruhebedürfnis kann bei Walter Odermatt in der Tat nicht die Rede sein. «Heute Morgen war ich walken», erzählt der umtriebige Rentner. Erst kürzlich durfte der dreifache Familienvater seinen 90. Geburtstag feiern. «Seit 44 Jahren treibe ich mit Freunden regelmässig Sport», betont der Emmer, der 1974 die Jugendriege Rüeggisingen gründete und diese während 25 Jahren leitete.
Sein ganzes Leben lang war Walter Odermatt immer in Bewegung – im kreativen, engagierten und sportlichen Sinn. Mit 16 Jahren zog er mit seiner Familie nach Emmen und absolvierte im Seetal eine Lehre als Maler. Schon während der Lehrzeit entstanden erste Aquarellbilder. Die Leidenschaft fürs Malen war fortan seine ständige Wegbegleiterin. Im Herbst 2022 stellte der Rentner einige seiner Werke im Betagtenzentrum Alp zur Schau.
Begegnung mit Film-Ikone
Mit 25 Jahren übernahm Walter Odermatt den Malerei-Betrieb von Fritz Frey auf dem Bürgenstock. Um den Anforderungen gerecht zu werden, besuchte er ein Jahr lang berufsbegleitend die Kunstgewerbeschule in Zürich. Zu seinen Kunden gehörten Namen wie Audrey Hepburn und Sophia Loren, welche während einiger Zeit in den Villen auf dem Bürgerstock lebten.
Die erste Begegnung mit Schauspielerin Hepburn ist Odermatt noch gut in Erinnerung: «Ich besuchte die im Krankenbett liegende Audrey Hepburn und bekam den Auftrag, die Wandschränke in ihrem Schlafzimmer zu tapezieren», erzählt er. «Es war eine aufwendige Arbeit mit speziellen Tapeten aus Paris. Bei Arbeitsbeginn war Frau Hepburn aber immer noch krank im Bett und wir getrauten uns kaum ein Wort mit ihr zu sprechen.»
Von Fritz Frey, dem ehemaligen Besitzer des Bürgenstock Resorts, habe Walter Odermatt fachlich wie auch menschlich viel gelernt. Besonders geprägt habe ihn dessen Haltung, wonach jeder Gast, und dazu zählen auch Handwerker und Bedienstete, als solcher wahrgenommen und behandelt werden soll.
«Das Credo ‹Alles sehen und vieles übersehen› begleitete mich während meiner ganzen Zeit in der Schulanlage Rüeggisingen.»
Mit dieser Einstellung trat er seinen Dienst als Hauswart im Schulhaus Rüeggisingen an. Ob Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler, Eltern oder Vereinsmitglieder – sie alle wurden als Gäste auf dem Schulhof wahrgenommen. Pfarrer Walter Küng gab ihm am Eröffnungsgottesdienst 1973 den Leitvers mit auf den Weg: «Alles sehen und vieles übersehen.» Während seinen 25 Dienstjahren als Hauswart erinnerte sich Walter Odermatt immer wieder an dieses Credo.
Engagierter Emmer Bürger
Als 1964 der Quartierverein Rüeggsingen gegründet wurde, war Odermatt von Beginn an Mitglied und amtete zwischen 1975 und 1985 als Vereinspräsident. In dieser Zeit baute der Verein den Wanderweg Rotbach mit sieben Brücken, es entstanden die ersten Bushüsli im Quartier und der Blumenrain Park mit der bekannten Skulptur «Delphin in Bronze» von Gottlieb Ulmi. Alles in stundenlanger Fronarbeit geleistet und finanziert mit Einnahmen aus den Quartierfesten.
Unter seiner Leitung entstand der über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte Samichlausauszug. Auch prägte er den Emmer Fasnachtsumzug stark und wurde mehrmals für die beste Nummer ausgezeichnet. Von 1983 bis 1991 sass Walter Odermatt im Einwohnerrat und setzte sich von dort aus für die Quartierbevölkerung ein.
Nach seiner Pensionierung 1998 dachte er keinesfalls ans Ausruhen. Einige Jahre übte er das Amt als Kirchengemeindepräsident in Emmen aus, ehe er 16 Jahre im Kirchenparlament Luzern aktiv war. Die ungetrübte Leidenschaft für das Malen mündete im Jahr 2000 in die Gründung einer Malschule, welche er bis 2022 leitete.
Heute geniessen Rosemarie und Walter Odermatt die Zeit mit den Grosskindern oder im eigenen Garten. Im Juni 2023 feiert das Rentnerpaar ihre Diamantene Hochzeit. Derweil kreiert Walter Odermatt weiter Kunstwerke und engagiert sich als aktives Ehrenmitglied im Quartierverein Rüeggisingen. Als Geheimtipp für ein langes, erfülltes und glückliches Leben raten die beiden: «Immer in Bewegung bleiben, körperlich wie auch geistig, dabei die Ruhezeiten nicht vergessen und immer zusammen im Dialog bleiben. In einer Beziehung ist die Kommunikation das A und O.»