Ganzheitliche Nachhaltigkeit
Texas-Vibes in Emmen Dorf
«Es ist seit eh und je ein Traum von mir», berichtet Christoph Seiler mit einem Leuchten in den Augen. Nun wird der Traum Wirklichkeit: Gemeinsam mit seiner Partnerin Eliane baut er in Emmen Dorf eine Reithalle, genauer gesagt, ein Reitparadies. Vom Pensionsbereich über den Zuchtbereich bis zu Ausbildung und Turnieren – der Gedanke der Ganzheitlichkeit begleitet das junge Emmer Paar dabei auf Schritt und Tritt.
Autorin: Sina Staubli und Jeannine Cirinesi

Cowboy-Flair, Tierliebe und ganzheitliche Nachhaltigkeit: Eliane und Christoph Seiler verfolgen visionäre Ideen und setzen diese in Emmen Dorf entschlossen in die Tat um. (Bilder: sst)
Das Areal in Emmen Dorf ist seit über 30 Jahren als Reitsportzone eingezont. Die grosszügige Parzelle eignet sich bestens für Christoph Seilers vielseitige Ideen. «Christoph hatte von Anfang an einen klaren Plan im Kopf», erzählt Eliane Seiler über ihren Gatten und fügt stolz an: «Er hat alles selber gezeichnet und ist bei den Architekten hartnäckig geblieben.» Christoph Seiler präzisiert: «Mich hat bei Turnieren auch die Infrastruktur interessiert. So sammelte ich Inspirationen, die nach und nach für klare Vorstellungen meiner eigenen Gestaltungsideen sorgten.»
Mitunter sind diese genauen Vorstellungen Grund dafür, dass das Emmer Ehepaar Seiler bis auf die Halle und die Decke den Bau in Eigenregie abwickelt. Die Fertigstellung der Anlage ist derweil lediglich ein Etappenziel. Der eigentliche Plan sieht vor, eines Tages internationale Turniere in Emmen zu organisieren. «Das Grösste wäre, wenn es eine Europameisterschaft in Emmen geben würde», malt sich Christoph Seiler aus.
Von grossen Träumen
Aufgewachsen ist Pferdeliebhaber Seiler ganz in der Nähe – sozusagen auf dem Bauernhof nebenan. Seit seinem achten Lebensjahr begeistert er sich für das Reiten. Pferde hatten sie auf dem Bauernhof zu jener Zeit allerdings nicht: «Zuerst hatten wir nur eine Ziege, also versuchte ich, darauf zu reiten. Später bekamen wir ein ‹Kälbli› und erst anschliessend ein Pony.» Damit stand Seilers Reitkarriere nichts mehr im Weg. Inspiriert von Cowboyfilmen verschlug es ihn später für drei Jahre ins amerikanische Texas.
«Nach meiner Reitausbildung in Texas wollte ich unbedingt dort bleiben», beschreibt der Emmer seinen Traum vom Auswandern. Wegen gesundheitlicher Probleme seines Vaters zog es Seiler jedoch zurück in die Schweiz, wo er den Hof der Eltern übernahm. Statt auszuwandern, reifte in ihm schon bald der Traum einer eigenen Reithalle in Emmen heran.
«Unser oberstes Ziel ist es, den Pferden ein möglichst optimales Zuhause zu bieten.»
Eliane und Christoph Seiler, Seiler Quarter Horses
9500 Quadratmeter Dach sinnvoll genutzt
Heute steht Seiler vor dem noch nicht ganz fertiggestellten, aber dennoch bereits imposanten Gebäude, dessen Dach eine ebenso imposante Photovoltaik-Anlage ziert. Die Dimensionen dieser Anlage übersteigen den eigenen Strombedarf des Paares um ein Vielfaches: «Wir selber brauchen nicht viel Strom, dafür wäre nur ein kleiner Teil des Dachs nötig», erklärt Eliane Seiler.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Emmen und dem Heimatschutz haben die Seilers die Umsetzung der grossflächigen Anlage dennoch weiterverfolgt. Schlussendlich soll der dadurch gewonnene Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden. Mit einer Produktion von 1,5 Millionen Kilowatt pro Jahr können ungefähr 80 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Solarpanels sollen in den nächsten Monaten ihren Betrieb aufnehmen.

«Im Bereich Photovoltaik sind wir sozusagen einen Schritt weiter als die Gesetzgebungen. Deshalb sah ich es als meine Aufgabe an, mich umfassend in die Materie einzulesen», sagt Christoph Seiler.
Ganzheitliches Denken als Lebensmotto
Die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien ist Ausdruck des ökologisch-nachhaltigen Kompasses, der das Denken der Seilers leitet. Ebenso wie die zwei je 400 000 Liter fassenden Tanks, mit denen das Paar Regenwasser für den Betrieb der Reithalle sammelt. Der Antrieb hierfür: «Das zu brauchen, was wir haben», beschreibt Eliane Seiler ihr eigenes kleines Ökosystem. «Schon immer wollten wir alles ganzheitlich und bis zum Schluss fertig denken», fügt sie an.
Den Ursprung ihres Kreislaufdenkens sehen die beiden beim Turnierpferd. Eliane Seiler sagt: «Man ist für ein Pferd zirka 30 bis 35 Jahre verantwortlich. Deshalb braucht es Gedanken an die Zukunft.» Ihr Ehemann fügt hinzu: «Es beginnt bei der Trächtigkeit und der Geburt, setzt sich mit der Aufzucht fort und mündet schliesslich in die Pension. Wir möchten den Pferden ein erfülltes Leben bieten. Bei allem, was wir machen, möchten wir ganzheitlich denken.»
«Schon immer wollten wir alles ganzheitlich und bis zum Schluss fertig denken.»
Eliane Seiler, Seiler Quarter Horses