Qualität. Tag für Tag

Dem Emmer Wasser auf den Fersen

Ob für Pflanzen, Tiere oder Menschen: ohne Wasser kein Leben. Das ist jedoch erst die halbe Miete. Nebst der Quantität muss die Qualität stimmen. Die Emmer Bevölkerung hat es hierbei besonders gut getroffen – und mit der Wasserversorgung Emmen zudem eine Partnerin im Rücken, die tagtäglich dafür sorgt, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Autor: Philipp Bucher

Die Wasserqualität stets im Blick: Für die Wasserversorgung Emmen hat die Qualitätssicherung des Emmer Wassers stets oberste Priorität. (Bilder: pbu)

Djavit Aradinaj kennt sich aus. Zielsicher steuert er den PW über die engen Wege im dicht bewachsenen Ober Schiltwald. Es ist kurz nach 8 Uhr. Draussen gibt sich die Vogelwelt ein fulminantes Stelldichein, während drinnen die Stimmen von Paul McCartney und Stevie Wonder aus den Autoboxen erklingen. «Entschuldige bitte die holprige Fahrt», sagt Aradinaj. «Unser Wagen ist in der Garage und mit dem Ersatzfahrzeug bin ich nicht so vertraut.»

Gemerkt hätte es niemand. Und noch ehe man sich irgendwelcher fahrtechnischen Unsicherheiten überhaupt hätte gewahr werden können, bringt Djavit Aradinaj das Gefährt inmitten des Weges zum Stillstand. «Von hier aus gehts zu Fuss», kündigt er an und verweist auf einen roten Pfosten am Wegesrand: Schutzzone S1, die höchste Sicherheitsstufe gemäss Grundwasserschutzgesetz, die jedwelcher Verunreinigung des Grundwassers in unmittelbarer Anlagennähe vorbeugen soll – darunter etwa die Gefährdung durch potenziell auslaufendes Motorenöl.

«Qualitätssicherung ist das oberste Gebot der Wasserversorgung Emmen», betont Aradinaj während des kurzen Fussmarsches zum Grundwasserpumpwerk Schiltwald. Hierhin begibt sich der 56-jährige Brunnenmeister regelmässig, um Wasserproben zu entnehmen und diese durch das kantonale Labor prüfen zu lassen. Aradinaj ist ein alter Hase im Geschäft. Der gelernte Sanitär liess sich vor rund 15 Jahren zum Brunnenmeister ausbilden. Seit fünf Jahren arbeitet er bei der Wasserversorgung Emmen, wo er auch für den Unterhalt der Anlagen und des Leitungsnetzes besorgt ist.

Routiniert startet Djavit Aradinaj eine der fünf Pumpen im Schiltwalder Werk, «um frisches Wasser zu ziehen», wie er sagt. Die Probe soll direkt aus dem Grundwasserstrom entnommen werden. Aradinaj dreht den Hahn für die Probeentnahme auf und lässt das Wasser einige Minuten laufen. Er misst die Wassertemperatur (zwölf Grad Celsius), befüllt das sterile Probefläschchen und macht sich Notizen.

«Wir müssen unser Trinkwasser nicht aufbereiten. Schlicht, weil die Qualität hervorragend ist.»

Roland Knorpp, Leiter der Wasserversorgung Emmen

Von nichts zu viel, von nichts zu wenig

So unspektakulär das Prozedere der Probeentnahme auf den ersten Blick scheinen mag, so essenziell ist sie bei genauerer Betrachtung für das Wasser-Qualitätssicherungssystem (WQS) der Wasserversorgung Emmen. Dieses nimmt mit der grossflächigen Überwachung der Schutzzonen (aus­serhalb ist der Kanton zuständig) quasi seinen Anfang. Befindet sich das Wasser in der Anlage, decken als Nächstes die Brunnenmeister ein breites Massnahmenpaket ab, um eine einwandfreie Wasserqualität sicherzustellen.

Als letztes Glied in dieser Reihe liefern die Wasserproben schliesslich Gewissheit darüber, ob das WQS als Ganzes greift. Entsprechend gross ist der Effort, den das Team der Wasserversorgung Emmen diesbezüglich leistet. Wöchentlich werden an mehreren Standorten in der Gemeinde Wasserproben entnommen und durch die kantonale Dienststelle Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz überprüft. Pro Jahr kommen so über 550 Proben zusammen – mit stets demselben Ergebnis: nichts zu beanstanden.

Roland Knorpp, Leiter der Wasserversorgung Emmen, sagt denn auch sichtlich stolz: «Wir müssen unser Trinkwasser nicht aufbereiten. Schlicht, weil die Qualität hervorragend ist.» Volle zehn von maximal zehn Qualitätspunkten verleiht er dem Emmer Wasser und begründet: «Eine gute Qualität ist dann gegeben, wenn sämtliche gesetzlichen Anforderungen insofern erfüllt sind, als die geltenden Toleranz- und Grenzwerte allesamt eingehalten werden. Eine sehr gute Qualität wird daraus, wenn überdies ein idealer Mineralstoffgehalt dazukommt. Dies trifft auf das Emmer Wasser zu. Wir haben von nichts zu viel und von nichts zu wenig.»

Djavit Aradinaj macht sich Notizen im Grundwasserpumpwerk Schiltwald.

Wasserprobe im Reservoir Schluchen.

Permanente Überwachung

Glück für Emmen, wird doch der natürliche Stoffgehalt des Grundwassers primär durch geologische Gegebenheiten bestimmt. Das Emmer Trinkwasser schmeckt aber nicht bloss gut, es bedarf aufgrund seiner hervorragenden Zusammensetzung auch keiner künstlichen Behandlung, um sorgenfrei konsumiert werden zu können. Eine UV-Entkeimungsanlage etwa, wie sie vielerorts zur Wasseraufbereitung zum Einsatz kommt, sucht man in den Emmer Wasserwerken vergebens.

Auf der anderen Seite bedinge dies ein umso rigoroseres Monitoring, bekräftigt Brunnenmeister Djavit Aradinaj, währenddem er das 250 Milliliter fassende Fläschchen mit der Schiltwald-Probe in seinem Koffer verstaut. «Sobald das Wasser bei uns in der Anlage ist, wird die Qualität permanent gemessen und überwacht.» Aradinaj spricht mit lauter Stimme, um das Dröhnen der Wasserpumpe zu übertönen, und zeigt entlang der mächtigen Leitungsrohre, die aus dem Brunnen führen: «Sollte ein Wert den Toleranzbereich verlassen, würde sich die Pumpe sofort ausschalten oder gar nicht erst anspringen. Wenn das Wasser also tatsächlich bakteriologisch oder chemisch verunreinigt sein sollte, dann würde es nicht ins Netz gelangen können.»

Zertifizierte Versorgungssicherheit

Dass die Wasserversorgung Emmen über ein solides Qualitätsmanagement verfügt, wurde jüngst mittels eines Zertifikats bescheinigt. 2020 erhielt sie das Qualitätssiegel des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfachs (SVGW). Die Zertifizierung ist Bescheinigung für die effiziente Betriebsführung und bietet Gewähr für eine einwandfreie Trinkwasserqualität und Versorgungssicherheit. Für Roland Knorpp liefert sie primär die Gewissheit, «dass unsere Arbeit und deren Qualitätsstandards auf absolutem Top-Level und wir somit auf allfällige Störungen bestens vorbereitet sind».

Dem voran ging 2019 eine umfassende Gefahrenanalyse, um sämtliche potenziell wunden Punkte der Wasserversorgung Emmen ausfindig zu machen. Im Rahmen dessen wurde das Notfallkonzept – auch TWN (Trinkwasserversorgung in Notlagen) genannt – komplett überarbeitet und fehlendes Material beschafft. «Um eine konstant hohe Trinkwasserqualität zu garantieren», erläutert Bereichsleiter Knorpp, «setzen wir auf die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden, bringen unsere Anlagen immer auf den neusten Stand der Technik und halten uns akribisch an unser WQS.»

«Sollte ein Wert den Toleranzbereich verlassen, würde sich die Pumpe sofort ausschalten oder gar nicht erst anspringen. Wenn das Wasser also tatsächlich bakteriologisch oder chemisch verunreinigt sein sollte, dann würde es nicht ins Netz gelangen können.»

Djavit Aradinaj, Brunnenmeister Gemeinde Emmen

Immer den Leitungen nach

Derweil hat Brunnenmeister Djavit Aradinaj das Grundwasserpumpwerk Schiltwald verrichteter Dinge verlassen und ist auf dem Weg zur nächsten Station seiner Probentour: dem Milchverarbeitungsbetrieb Emmi. «Dessen jährlicher Wasserbedarf ist ungefähr gleich gross wie jener der gesamten Gemeinde Rothenburg zusammen», erklärt Aradinaj, während er sich mit Haarnetz ausgerüstet durch die verwinkelten Katakomben der Produktionsstätte bewegt, als wäre er hier zu Hause. «Im Notfall folge ich einfach den Wasserleitungen, bei deren Installation ich damals mitgewirkt habe», verrät er mit Augenzwinkern.

Wasserhahn auf, Temperaturmessgerät ein, Probefläschchen gefüllt, Notizen erfasst. Weiter gehts im Takt. Nächster Halt: Grundwasserpumpwerk Stichermatt, mit Baujahr 1951 die älteste Anlage im Bestand der Wasserversorgung Emmen. Die gemessene Wassertemperatur beträgt hier neun Grad Celsius. «Im Sommer ist das Wasser kälter als im Winter», erzählt Brunnenmeister Aradinaj. «Wegen des Schmelzwassers, das sich im Sommer mit dem Grundwasserstrom vereint.»

Djavit Aradinaj zieht weiter, prüft neben den Pumpwerken auch die Reservoire Schluchen und Rippertschwand. Bis zum Ende der heutigen Tour ist sein Koffer mit zehn befüllten Probefläschchen bestückt, die sogleich ihre Reise ins Labor antreten. Die Resultate folgen drei Tage später. Befund: nichts zu beanstanden.

Qualität. Tag für Tag

Die Wasserversorgung Emmen nutzt den Grundwasserstrom der Reuss mit den beiden Grundwasserpumpwerken (GWPW) Stichermatt und Schiltwald. Seit 1923 liefert sie Wasser an die Wasserversorgung Korporation Rothenburg. Es besteht ein leistungsfähiger Netzverbund zur Energie Wasser Luzern ewl. Mit Hilfe des gemeinsam erstellten Stufenpumpwerkes Sedel kann in Notlagen gegenseitig Wasser abgegeben werden. Die drei Reservoiranlagen Rippertschwand, Schluchen neu und Schluchen alt speichern das Trink-, Brauch- und Löschwasser.

Die Wasserversorgung Emmen bietet mit Führungen exklusive Einblicke hinter die Kulissen des Emmer Trinkwassersystems. Die Führungen sind für Gruppen bis maximal 30 Personen ausgelegt und dauern ca. 45 Minuten.

Gefällt dir dieser Artikel? Teile ihn mit Freunden: