«Naschhecke» im Meierhöfli
Legaler Mundraub auf der Weberwiese
Wann schmecken Beeren am besten? Genau: Frisch vom Strauch gepflückt direkt in den Mund. Umso mehr lohnt sich deswegen demnächst ein Besuch auf der Weberwiese im Meierhöfliquartier. Hier steht nämlich seit neuestem eine «Naschhecke», die nicht nur Emmer Leckermäuler erfreuen wird.
Autorin: Larissa Brochella

Gemeinsam fleissig zum Ziel: Hier entsteht eine verlockende «Naschhecke» auf der Weberwiese. (Bilder: Pawel Streit)
An einem Mittwochnachmittag im November 2022 wurde auf der Weberwiese fleissig gegraben und gesetzt: Kinder und Jugendliche der Jungwacht-Blauring (Jubla) Santa Maria haben gemeinsam mit dem Team des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH) Zentralschweiz und der Umweltagentur Umsicht eine «Naschhecke» geschaffen.
Doch was ist eigentlich eine «Naschhecke»? Dieser Frage begegnet Peter Bründler von der Umweltagentur Umsicht nicht selten, wenn er etwa gemeinsam mit Quartiervereinen oder Schulen Neuanpflanzungen nach diesem Konzept macht. «In der ‹Naschhecke› wachsen Beeren und Früchte, die zum Ausprobieren einladen sollen. Sie ist öffentlich und jede und jeder darf die reifen Beeren kosten. Direkt vom Strauch in den Mund schmecken diese ohnehin am besten», erklärt Bründler schmunzelnd.
Leckere Abgrenzung
Dieses Konzept gefällt auch Petra Köchli. Sie ist Projektleiterin von SAH Garten und Landwirtschaft und Initiantin der Naschhecke auf der Weberwiese und sagt: «Die Hecke erfüllt nicht nur den Zweck einer natürlichen Abgrenzung von öffentlicher Fläche zu privater Gärtnerei, sie erlaubt Besucherinnen und Besuchern, die hier zum Spielen und Spazieren kommen, darüber hinaus den legalen Mundraub von leckeren Beeren.»
Damit man weiss, um welche Sorte es sich handelt und wann die Früchte pflückreif sind, werden die Pflanzen beschriftet. Die Naschhecke erblüht im Frühling und die ersten Früchte können bereits Ende Mai 2023 gepflückt werden.
«Die Hecke erfüllt nicht nur den Zweck einer natürlichen Abgrenzung von öffentlicher Fläche zu privater Gärtnerei, sie erlaubt Besucherinnen und Besuchern, die hier zum Spielen und Spazieren kommen, darüber hinaus den legalen Mundraub von leckeren Beeren.»
Petra Köchli, Projektleiterin SAH Garten und Landwirtschaft
Gärtner mit Krawatte
Den Kindern der Jubla Emmen habe die Neuanpflanzung sichtlich Spass gemacht, resümiert Petra Köchli. «Trotz des schlechten Wetters packten alle eifrig mit an und sogar ein Anwohner, der in feiner Arbeitskleidung auf dem Weg ins Büro war, gesellte sich spontan dazu, um mitzuhelfen und ‹seine› Himbeerstaude auf der Weberwiese zu pflanzen», erinnert sich Köchli. Zuletzt seien alle Teilnehmenden zwar von oben bis unten voll Dreck, aber glücklich über das Resultat der geleisteten Arbeit gewesen. «Zur Vorfreude auf das kommende Beerenjahr gab es ein Zvieri aus Brot, Butter und verschiedenen Beerenkonfitüren», ergänzt Initiantin Köchli.
Gepflanzt wurden Sommer- und Herbsthimbeeren, Brombeeren und verschiedene Sorten von Johannisbeeren, aber auch unbekanntere Sorten wie Maibeeren und Taybeeren, eine Kreuzung aus Brombeere und Himbeere. In der Hecke finden sich darüber hinaus Apfel- und Birnbäume, ein Feigenbaum und ein Holunderstrauch. Dazwischen sind Stein- und Asthaufen angelegt. «Diese sogenannten Kleinstrukturen bieten Unterschlupf für zahlreiche Kleinlebewesen wie Eidechsen, Käfer, Würmer, Ameisen und Wildbienen», erläutert Umweltfachperson Peter Bründler.
Hotspot der Biodiversität
Entstanden ist damit ein kleiner Hotspot der Biodiversität, in dem sich Pflanzen und Tiere entwickeln und entfalten können. Dies lässt sich aus nächster Nähe erleben, denn eine Sitzbank lädt zum Verweilen und Beobachten ein. Interessierte Nascherinnen und Nascher dürfen sich gleich doppelt freuen: Beim Themenspielplatz Emmen hat der Trägerverein im Herbst 2022 ebenfalls Beerensträucher gesetzt.
Auf der Weberwiese ist im 2022 einiges entstanden: Das SAH Zentralschweiz hat mit dem Arbeitsintegrationsangebot SAH Garten und Landwirtschaft im März damit begonnen, die Hälfte der bis dahin freistehenden Rasenfläche Schritt für Schritt umzuackern und zu bewirtschaften. Entstanden ist eine vielfältige Gemüsegärtnerei. Die Teilnehmenden pflanzen, pflegen und ernten dort unter der Leitung zweier Fachpersonen Gemüse und beliefern in einem Abosystem wöchentlich über 45 Haushalte mit frischem Gemüse. Die andere Hälfte der Weberwiese steht weiterhin der Öffentlichkeit offen: zum Spielen, für Quartierfeste – und neu schon bald auch zum Naschen.




